Zwergscharbe (6.8.23)

Die Meldung einer Zwergscharbe im Neeracherried liess uns am späteren Nachmittag des verregneten Sonntags zum Naturzentrum fahren. Zuerst war der Vogel versteckt, zeigte sich aber bald und performte ganz nett, ausser dass sein Schnabel nicht gerade schön ist.

Zwergscharben waren in Europa früher nur im Südosten  - Griechenland, Rumänien, Schwarzmeer - anzutreffen. Beobachtungen in Mitteleuropa waren eine absolute Seltenheit.

Anerkannte Nachweise für die Schweiz gibt es für 1856 und dann erst wieder ab 2000 (8 Individuen), 2001  (2 Ind.), 2003 (1 Ind.). Der Vogel von 2012 bei der Ufenau war meine Erstbeobachtung in der Schweiz. Dieser Vogel überwinterte vom 17. September bis mindestens Ende Februar 2013.
2013 wurden 2 Ind., 2015 und 2017 je 1 Ind. und 2021 7 Ind. festgestellt.
2022 erschien am 3. September ein Jungvogel am Klingnauer Stausee, der bis am 22. März 2023 blieb und sich in dieser Zeit in ein schönes Prachtkleid mauserte.
Dass die Zahl der Beobachtungen in der Schweiz seit den 10er-Jahren dieses Jahrhunderts zunimmt, hat seine Ursprung in der Ausbreitung in Südosteuropa. 2001 brüteten in Ungarn bereits mehr als 200 Brutpaare. 2007 wurde die Zwergscharbe als neuer Brutvogel am Neusiedlersee festgestellt, 2008 gab es dort 16 Brutpaare, 2010 52 besetzte Nester (nach einem Peak 2009 mit 77 Brutpaaren). 2011 wurden 146 Brutpaare festgestellt.
2022 konnten sowohl in Tschechien als auch in Deutschland die ersten Bruten festgestellt werden. Die Bruten in Deutschland ergaben sich nach Einflügen von insgesamt über 120 Individuen in Trupps bis zu 35 Vögel im Jahr 2021 mit einer grösseren Anzahl überwinternden Zwergscharben. In der Region Bamberg, Bayern, gab es in der Folge mindestens 3 Nester mit mindestens 6 Küken. Im Kreis Schweinfurt, auch in Bayern, wurden mindestens 6 Nester besetzt, die Zahl der Jungvögel dürfte am Schluss der Brutsaison etwa 30 betragen haben.
Soviel zur bisher bekannten Geschichte.
Im zweiten Halbjahr 2023 wurden im August (Stand: 9.8.23) je ein Individuum am Klingnauer Stausee und im Neeracherried sowie ein durchziehender Trupp von 11 bis 13 Individuen in der Westschweiz gemeldet.


Der Vogel von 2012

Der Vogel vom Neeracherried 2023, weitere Bilder im Archiv

Kein Biber (5.8.23)

Wenn man Glück hat, sieht man gelegentlich auch tagsüber Biber.

Dieses Glück forderte ich am späteren Samstagnachmittag am Leutschenbach beim Fernsehstudio heraus.

Nicht lange musste ich warten, da sah ich etwas Pelziges gegen den Biberbau schwimmen. ich positionierte mich etwas oberhalb. Das Tier umging den Bau und schwamm im Biberstau weiter. Ich knipste was das Zeug hielt. Als der Nager einmal an Land ging, stutzte ich kurz: Der Biber hatte gar keinen Biberschwanz, war zudem ziemlich klein. Es handelte sich um eine Bisamratte mit dem langen, gegen hinten abgeplatteten Schwanz. Immerhin: für die Schweiz eine neu fotografierte Art.

Es könnte sein, dass einige Biberbeobachtungen am Leutschenbach gar kein Biber, sondern eben eine Bisamratte sind.

 

Waldrapp 6 (28.7.23)

Dass die beiden Jungen gegen Ende Juli flügge würden, war bei einem Schlüpftermin um den 20. Juni vorauszusehen.
Offenbar flog der ältere Jungvogel am Mittwoch, 26. Juli zum ersten Mal aus, er soll bei der Panzerpiste auf der anderen Flughafenseite gesichtet worden sein.
In der Regel werden die Eier in einem Abstand von 2 Tagen gelegt, was den Altersunterschied der beiden Jungen erklärt.
Nun hätte also erwartet werden können, dass der kleinere der beiden das Nest am Freitag verlassen könnte.
Mich nahm jedenfalls wunder, was am Freitag passiert.

Als ich kurz nach 14 Uhr eintraf, waren 3 Vögel anwesend: Das Männchen Enea und die beiden Jungen, die übrigens die Namen Panhead und Knuckle (Harley Davidson-Motornamen, vergeben durch die Garage) tragen, waren anwesend.
Damit ist auch eine oft gestellte Frage beantwortet: Die Jungen kehren nach dem Ausfliegen wieder zurück - was übrigens, während ich am Sonntagabend diesen Blog schreibe, erneut geschieht (Waldrapp Live).
Die drei taten, was sie in und ums Nest immer tun: sie putzten sich, pickten, legten sich hin, die Jungen bettelten, spazierten hin und her, die Jungen flügelten gelegentlich (seltener als auch schon), und die gegenseitige Gefiederpflege nahm auch Zeit in Anspruch. Waldrappe sind offenbar sehr sozial.
Nach einiger Zeit gab es auf dem Fenstersims eine kurze Aufregung, denn das Weibchen Rupert kehrte zurück. Der jüngere der (nicht mehr so) Kleinen nutzte dies für sehr aufdringliches Betteln, ja er bedrängte die Mutter, die immer weiter zurückweichen musste. Aber irgendwann war Schluss und sie begab sich zum Nest und legte sich so hin, dass das Enea als Aufforderung verstand und kurz aufstieg.
Und dann waren Fotos mit der gesamten Familie möglich, es wurde geschnäbelt, gebettelt, aber nicht mehr gefüttert. Das Männchen brauchte dann mal eine kurze Flugrunde, blieb aber immer mehr oder weniger in der Nähe des Nestes und kehrte auch wieder dorthin zurück.
Die kommenden Tage werden zeigen, wer wie oft beim Nest anzutreffen sein wird.
Offen bleibt auch die Frage, ob die Familie gemeinsam in den Herbst geht, ob sie zurück nach Überlingen fliegen und sich für die Überwinterung in der Toscana den anderen anschliessen, oder ob sie auf eigene Faust den Winter verbringen.
Leider ist in der Schweiz das G2 Telefonnetz abgestellt, und so lassen sich die Daten der besenderten Altvögel nicht nutzen.
Immerhin sind alle beringt, mit Ringen, die sich sehr gut ablesen lassen.
Und eine letzte Frage bleibt auch offen: kehren sie nächstes Jahr nach Rümlang zurücl?

Fotos, von oben nach unten:

Soziales Verhalten: gegenseitige Gefiederpflege

Der jüngere Jungvogel bedrängt das Weibchen, um mehr Nahrung zu bekommen

Alle vier zusammen

Weitere ergänzende Fotos im Archiv

Moschusbock (23.7.23)

Ein wunderschöner Käfer machte unserem Haus inmitten der Stadt Zürich seine Aufwartung: ein Moschusbock.

Es handelt sich um ein Weibchen, da die Fühler kürzer als der Körper sind.

Waldrapp 5 (23.7.23)

Die beiden Jungen sind beringt und beinahe vollständig befiedert. Der Vater Enea hat heute morgen betreut und ist zwischendurch kurz weggeflogen, ohne Nahrungssuche.

Ende Juli dürften die beiden Jungen das Nest erstmals verlassen, es wird interessant sein zu sehen, was dann geschieht.

Heute ergaben sich zwei zu einem Kommentar ermunternde Fotos.